Endometriose
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- 06.05.2025
Endometriose ist eine häufige chronische Erkrankung, bei der Gebärmutterschleimhaut, die normalerweise in der Gebärmutter vorkommt, auch außerhalb der Gebärmutter wächst. Dieses Gewebe kann sich unter anderem an den Eierstöcken sowie an Organen im Bauchraum wie Darm oder Blase ansiedeln und dort Verwachsungen und Narben verursachen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von sogenannten Endometrioseherden. Die Gewebewucherungen sind gutartig, können jedoch belastende Symptome wie zum Beispiel starke Schmerzen auslösen.
Die genauen Ursachen der Endometriose sind bis heute nicht vollständig geklärt. Derzeit geht man davon aus, dass mehrere Faktoren an der Entstehung der Erkrankung beteiligt sind. Die Zusammenhänge sind Gegenstand aktueller Forschungen.
Die Symptome der Endometriose sind äußerst vielfältig und können stark variieren – sowohl in ihrer Ausprägung als auch im zeitlichen Verlauf. Diese Variabilität erschwert oft eine frühzeitige und eindeutige Diagnose. Typisch sind jedoch starke, häufig krampfartige Schmerzen während der Menstruation (Dysmenorrhoe) sowie Schmerzen beim oder nach dem Geschlechtsverkehr (Dyspareunie). Je nach Lokalisation der Endometrioseherde können weitere Symptome auftreten, darunter:
Die Endometriose kann auch asymptomatisch verlaufen und wird dann häufig erst bei einem unerfüllten Kinderwunsch oder im Rahmen anderer gynäkologischer Untersuchungen entdeckt, z. B. auch bei Frauen, die problemlos schwanger geworden sind.
Obwohl die Endometriose-Symptome meist typisch verlaufen, ist die Sensibilisierung aller Beteiligten offensichtlich noch nicht ausreichend, da es noch immer oft Jahre dauert, bis der Verdacht geäußert bzw. die Diagnose gestellt wird.
Am Beginn jeder Diagnostik steht eine gründliche Anamnese, bei der typische Beschwerden wie Menstruationsschmerzen, chronische Unterbauchschmerzen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr erfragt werden. Anschließend folgt eine gynäkologische Tastuntersuchung, bei der beispielsweise Verhärtungen zwischen Gebärmutter und Mastdarm oder eine drucksensible Gebärmutter auffallen können.
Bildgebende Verfahren wie der Vaginalultraschall können bei erfahrenen Untersuchenden Hinweise auf Endometriome oder tief infiltrierende Endometriose liefern. In bestimmten Fällen – etwa bei Verdacht auf eine Beteiligung von Darm oder Blase – kann auch eine Darmspiegelung (Koloskopie) oder ein MRT sinnvoll sein.
Eine endgültige Diagnose kann in der Regel nur durch eine Laparoskopie (Bauchspiegelung) mit histologischer Sicherung gestellt werden. Dabei können Herde direkt dargestellt, klassifiziert und gegebenenfalls in derselben Sitzung entfernt werden.
Ein zentrales Ziel der aktuellen Forschung ist es, die Diagnose einer Endometriose früher, einfacher und schonender zu gestalten. Neben Speichel- und Stuhltests wird auch an biomarkerbasierten Bluttests gearbeitet. Diese sollen bestimmte Eiweiße oder genetische Merkmale nachweisen, die mit Endometriose in Zusammenhang stehen. Viele dieser Verfahren befinden sich derzeit noch in der klinischen Erprobung.
Je nach Schweregrad der Endometriose kann die Wahrscheinlichkeit einer spontanen Schwangerschaft verringert sein. So können u. a. Verklebungen und Verwachsungen (Adhäsionen) an Eileitern und Eierstöcken den Transport von Eizelle und Spermium behindern und somit die Befruchtung erschweren. Diese mechanischen Barrieren treten insbesondere bei fortgeschrittener Endometriose auf.
Weil eine Endometriose häufig im dritten und vierten Lebensjahrzehnt diagnostiziert wird, fällt sie mit dem natürlichen Rückgang der Fertilität zusammen, was die Empfängnischancen zusätzlich mindert. Deshalb ist eine frühzeitige Diagnose wichtig.5
→ Mehr zum Thema: Kinderwunsch mit Endometriose
Eine Endometriose lässt sich bislang noch nicht ursächlich behandeln oder vollständig heilen. Es existieren jedoch Verfahren, mit denen sich einige der der typischen Beschwerden lindern lassen.
Für viele Frauen mit Endometriose hat sich eine hormonelle Therapie als Behandlung bewährt. Die regelmäßige Einnahme von Hormonen verhindert den Aufbau und die Abblutung der Schleimhaut. Das kann Beschwerden lindern und die Ausbreitung von unerwünschtem Gewebe unterbinden. Gleichzeitig wird dadurch aber auch die Menstruation unterdrückt, sodass diese Form der Behandlung für Frauen mit Kinderwunsch nicht infrage kommt.
Die Bauchspiegelung (Laparoskopie) ist bei einer Endometriose gleichzeitig Diagnose- und Behandlungsmethode. Während des minimal-invasiven Eingriffs findet eine Untersuchung des Bauchraums statt. Werden Endometrioseherde entdeckt, können diese direkt entfernt werden. Das geschieht entweder durch Hitze, Strom oder Laser. Auch ein Herausschneiden des überschüssigen Gewebes ist möglich.
Müssen Gewebewucherungen großflächig abgetragen werden (zum Beispiel auch an Darm oder Blase), ist manchmal auch eine offene Operation mit Bauchschnitt erforderlich. Bei beiden Verfahren können Endometrioseherde nach der Entfernung wiederkehren.
Bei Schmerzen und anderen Beschwerden, die auf eine Endometriose hindeuten können, sollten Betroffene sich immer an erfahrene Spezialistinnen und Spezialisten, vorzugsweise in sogenannten Endometriosezentren oder -praxen, wenden. Das gilt auch für Patientinnen, die aufgrund der chronischen Krankheit eine Kinderwunschbehandlung in Anspruch nehmen möchten. Für eine erfolgreiche Behandlung ist es in der Regel erforderlich, dass Medizinerinnen und Mediziner aus verschiedenen Disziplinen zusammenarbeiten.
Eine gute Kinderwunsch-Klinik zeichnet sich dadurch aus, dass erfahrene Fachärztinnen und -ärzte verschiedener Disziplinen eng zusammenarbeiten. Neben wissenschaftlich fundierten und gut erprobten Methoden sollte man Wert auf eine individuelle und persönliche Beratung legen. Wertvolle Hinweise auf Qualität bieten zudem Kooperationen mit gesetzlichen Krankenkassen sowie ein breites Spektrum an Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten. Einfühlsames und respektvolles Auftreten des Teams ist ein wichtiges Kriterium für eine vertrauensvolle Betreuung.
Eine Endometriose kann nicht nur die Fertilität (zum Beispiel durch blockierte Eileiter) reduzieren. Frauen, die mit einer Endometriose schwanger werden, müssen oft weitere Risiken in Kauf nehmen. So steigt zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit für eine Eileiterschwangerschaft. Zudem können krankheitsbedingte Entzündungen und Frühgeburten6 auftreten.
Die Kosten für eine Kinderwunschbehandlung werden unter Einhaltung verschiedener Voraussetzungen von der Krankenkasse übernommen. Das gilt auch für Patientinnen, die unter einer Endometriose leiden.
Viele Frauen erleben nach einer Geburt zunächst eine Reduktion der Beschwerden. Die Besserung ist nicht immer von Dauer. Von allein, also ohne operativen Eingriff, bilden sich die Probleme meist erst mit den Wechseljahren zurück. War die Endometriose zuvor stark ausgeprägt, können Beschwerden bestehen bleiben.
Nutzt die offenen amedes Info-Abende, um euch über Behandlungsoptionen bei unerfülltem Kinderwunsch zu informieren, Unsicherheiten abzulegen und Klarheit zu gewinnen, welche Wege ihr gehen könnt. Bitte beachtet, dass sich unsere Info-Abende sowohl an heterosexuelle als auch gleichgeschlechtliche Paare und alleinstehende Frauen richten. Die Expertinnen und Experten von amedes heißen euch herzlich willkommen und freuen sich auf eure Fragen.
1 Kohring C, Holstiege J, Heuer J, Dammertz L, Brandes I, Mechsner S, Akmatov MK: „Endometriose in der vertragsärztlichen Versorgung – Regionale und zeitliche Trends im Zeitraum 2012 bis 2022“, Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 24/01. Berlin 2024. https://doi.org/10.20364/VA-24.01, https://www.versorgungsatlas.de/fileadmin/ziva_docs/129/VA-24-01-Endometriose_Version2.pdf (Datum des Zugriffs: 01.04.2025)
2 Universitätsmedizin Mainz: „Hormonelle Therapie der Endometriose“, https://www.unimedizin-mainz.de/frauenklinik/startseite/endometriosezentrum/hormonelle-therapie-der-endometriose.html (Datum des Zugriffs: 01.04.2025)
3 Wonhyoung Park, Whasun Lim, Miji Kim, Hyewon Jang, Soo Jin Park, Gwonhwa Song, Sunwoo Park: “Female reproductive disease, endometriosis: From inflammation to infertility”. In: Molecules and Cells, Volume 48, Issue 1, 2025, 100164, https://doi.org/10.1016/j.mocell.2024.100164, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1016847824001894 (Datum des Zugriffs: 01.04.2025)
4 Sapkota Y, Steinthorsdottir V, Morris AP, Fassbender A, Rahmioglu N, et. al.: “Meta-analysis identifies five novel loci associated with endometriosis highlighting key genes involved in hormone metabolism.” In: Nature Communications, 2017 May 24;8:15539. doi:10.1038/ncomms15539 . PMID: 28537267; PMCID: PMC5458088. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28537267/ (Datum des Zugriffs: 01.04.2025)
5 A Tuominen, L Saavalainen, M Niinimäki, M Gissler, A But, P Härkki, O Heikinheimo: “First live birth before surgical verification of endometriosis – a nationwide register study of 18 324 women”, In: Human Reproduction, Volume 38, Issue 8, August 2023, Pages 1520–1528, https://doi.org/10.1093/humrep/dead120, academic.oup.com/humrep/article/38/8/1520/7218807 (Datum des Zugriffs: 01.04.2025)
6 Schmidt, J.: „Schwangerschaft bei Endometriose birgt Risiken“, In: gynäkologie + geburtshilfe 27, 14 (2022). https://doi.org/10.1007/s15013-022-4346-8 (Datum des Zugriffs: 01.04.2025)