Wie wird man eigentlich
schwanger?
- 10 Minuten
- 12.09.2025
Die folgenden Informationen können ein persönliches Beratungsgespräch nicht ersetzen. Individuelle Beratung bieten Gynäkolog*innen oder Kinderwunschzentren.
Eine Schwangerschaft ist ein komplexer biologischer Vorgang. Er reicht von der Reifung der Eizelle, der Befruchtung und Einnistung in die Gebärmutter über die Entwicklungsstadien vom Embryo und Fetus bis zur Geburt. Wir beantworten verständlich die Frage: „Wie kann man schwanger werden?“ und erklären die biologischen Prozesse, die dabei im Körper ablaufen.

Eine Frau kann nur an wenigen Tagen im Zyklus schwanger werden. Dieses fruchtbare Zeitfenster umfasst in der Regel ca. 5 Tage vor dem Eisprung, in denen Spermien im weiblichen Körper überleben können. Die Eizelle ist nach dem Eisprung nur etwa 12–24 Stunden befruchtungsfähig. Wer schwanger werden möchte, profitiert davon, den eigenen Zyklus zu kennen und die Signale des Körpers rund um den Eisprung richtig zu deuten.
Die follikuläre Phase
Die follikuläre Phase beginnt am ersten Tag der Menstruation. Schon vor der Regel beginnend, schüttet die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) vermehrt das follikelstimulierende Hormon (FSH) aus. Dieses Hormon sorgt dafür, dass in einem der Eierstöcke eines der kleinen Eibläschen (Follikel) ausgesucht (selektiert) wird und wächst. In diesem reift eine Eizelle und bereitet sich auf den Eisprung vor.
Der Eisprung
Etwa in der Mitte des Zyklus erreicht die Eizelle ihre vollständige Reifung und wird aus dem Eibläschen freigesetzt. Dieser Vorgang heißt Eisprung oder Ovulation. Ausgelöst wird er durch einen Anstieg des luteinisierenden Hormons (LH), das auch von der Hirnanhangdrüse ausgeschüttet wird. Rund 24 bis 36 Stunden nach diesem Hormonsignal öffnet sich das Eibläschen und die Eizelle gelangt in den Eileiter. Die Chancen auf eine Schwangerschaft sind ein bis zwei Tage vor der Ovulation am größten.
Die luteale Phase
Nach dem Eisprung verwandelt sich das leere Eibläschen im Eierstock in den sogenannten Gelbkörper. Der Gelbkörper produziert das Hormon Progesteron, das die Gebärmutterschleimhaut auf die mögliche Einnistung einer befruchteten Eizelle vorbereitet. Kommt es zu einer Befruchtung, beginnt die nächste Phase: die Einnistung und Schwangerschaft. Wenn keine Befruchtung stattfindet, wird der Gelbkörper abgebaut und die Menstruation setzt ein. Der Zyklus beginnt von vorne.
Die follikuläre Phase
Der Eisprung
Die luteale Phase


Nach der Befruchtung beginnt ein besonders sensibler Abschnitt auf dem Weg zu einer möglichen Schwangerschaft. Aus der befruchteten Eizelle (Zygote) entsteht durch wiederholte Zellteilungen ein frühes Entwicklungsstadium, die Blastozyste, aus der sich später Embryo und Plazenta entwickeln.
Befruchtung
Wenn eine Samenzelle eine Eizelle erfolgreich durchdringt, entsteht zunächst eine Zygote – die befruchtete Eizelle. Sie enthält das gesamte genetische Material von beiden Elternteilen. Unmittelbar danach beginnt die Zygote mit wiederholten Zellteilungen. Während dieser Zeit wandert sie durch den Eileiter in Richtung Gebärmutter. Dieser Prozess dauert in der Regel etwa fünf bis sechs Tage.
Embryoentwicklung
Durch die fortlaufende Teilung entwickelt sich aus der Zygote eine sogenannte Blastozyste. In diesem Stadium weist der Embryo bereits eine komplexere Zellstruktur auf, die es ihm ermöglicht, sich in der Gebärmutterschleimhaut einzunisten. Gelingt die Einnistung, ist eine Schwangerschaft eingetreten. Aus der Blastozyste entstehen in der Folge sowohl der Embryo selbst als auch die Plazenta und die Fruchtblase.
Feststellung der Schwangerschaft
Mit der erfolgreichen Einnistung beginnt die Produktion des Hormons hCG (humanes Choriongonadotropin). Es unterstützt die Erhaltung der Gebärmutterschleimhaut und signalisiert dem Körper die bestehende Schwangerschaft. Dieses Hormon ist die Grundlage für gängige Schwangerschaftstests: Urintests werden ab dem Ausbleiben der Periode zuverlässig positiv, Bluttests beim Gynäkologen können eine Schwangerschaft oft schon einige Tage vorher nachweisen.
Befruchtung
Embryoentwicklung
Feststellung der Schwangerschaft

Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, gleich im ersten Zyklus schwanger zu werden, hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem vom Alter der Frau, dem Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs und dem Vorliegen von Faktoren, welche die Fruchtbarkeit einschränken können.
Bei gesunden Paaren liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft pro Zyklus (Fekundität) bei rund 25 %.2 Bei Frauen im Alter von 20 Jahren liegt sie bei ca. 40 %, im Alter von 30 Jahren nur noch bei 30 % und bei Frauen über 40 unter 5 %. Das hängt unter anderem mit der abnehmenden Eizellqualität zusammen. Bestehen zusätzlich Zyklusstörungen, die Fruchtbarkeit beeinträchtigende Erkrankungen oder eine eingeschränkte Spermienqualität, kann die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit geringer sein.

Wie schnell man schwanger wird, hängt von zahlreichen Faktoren bei Frau und Mann ab. Häufige Ursachen einer ausbleibenden Schwangerschaft sind:
Alter, Lebensstil und bestimmte Vorerkrankungen mit Auswirkung auf die Fruchtbarkeit
Hormonstörungen bei der Frau, die zu unregelmäßigen oder ausbleibenden Eisprüngen führen
Organische Anomalien wie Probleme an den Eileitern (z.B. durch eine Endometriose, Entzündungen oder Verwachsungen)
Veränderungen an der Gebärmutter, zum Beispiel durch Polypen, Myome oder Narben
Eingeschränkte Spermienqualität beim Mann (Anzahl, Beweglichkeit, Form), die mithilfe eines Spermiogramms festgestellt werden kann

Tatsächlich können Paare sowie Frauen, die mit Spendersamen schwanger werden möchten, eine Menge tun, um die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft zu verbessern. Hierzu gehören der Verzicht auf Rauchen und größere Mengen Alkohol, eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ein normales Gewicht. Entscheidend ist aber auch der Geschlechtsverkehr zum richtigen Zeitpunkt, d. h. während der fruchtbaren Tage im Zyklus. Um diese zu ermitteln, gibt es verschiedene Methoden, z. B. die Zervixschleim-Beobachtung3, Urin-Tests4 oder auch Apps5.

Wenn sich eine Schwangerschaft nach 12 Monaten mit regelmäßigem, ungeschütztem Sex nicht einstellt, sollten sich Betroffene an ein Kinderwunschzentrum wenden, um mögliche Ursachen abklären zu lassen. Für Frauen ab 35 Jahren gilt das bereits nach 6 Monaten. Bei bekannten Vorerkrankungen wie z. B. Endometriose, Zyklusstörungen oder einer bekannten Einschränkung des Spermiogramms ist eine frühzeitige Beratung und ggf. weitere Abklärung sinnvoll. Mitunter genügt bei Zyklusstörungen eine hormonelle Behandlung, um den Zyklus zu regulieren und die Chancen auf eine Schwangerschaft zu verbessern. Bei organischen Anomalien kann ggf. ein minimal-invasiver Eingriff erforderlich sein. Bei eingeschränkter Spermienqualität bieten Verfahren der assistierten Reproduktion, z. B. Insemination, IVF und ICSI, eine verbesserte Chance, schwanger zu werden.


Wenn es mit einer Schwangerschaft nicht auf natürlichem Wege klappt, ist eine eingeschränkte Fruchtbarkeit wahrscheinlich. In diesem Fall sollte man sich an Experten für Kinderwunschbehandlungen wenden, bzw. an ein Kinderwunschzentrum, in dem folgende Spezialistinnen und Spezialisten zusammenarbeiten:
Reproduktionsmediziner, die Ursachen einer eingeschränkten Fruchtbarkeit abklären und Kinderwunschbehandlungen mit verschiedensten Verfahren durchführen, z. B. Insemination, In-vitro-Fertilisation (IVF) oder Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI).
Andrologen, die auf die Diagnostik und Behandlung männlicher Fertilitätsstörungen spezialisiert sind.
Humangenetiker, die genetisch bedingte Ursachen der Unfruchtbarkeit identifizieren.
Ggf. Psychotherapeuten, die Unterstützung bieten, wenn ein unerfüllter Kinderwunsch oder die Kinderwunschbehandlung zu starken psychischen Belastungen führt.
Ja. Sowohl Unter- als auch Übergewicht können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Bei Frauen mit Übergewicht (Adipositas) dauert es in der Regel länger, bis sich eine Schwangerschaft einstellt. Zudem haben sie ein höheres Fehlgeburtsrisiko als Frauen mit Normalgewicht. Es gibt auch Hinweise, dass Übergewicht bei Männern zu einer schlechteren Spermienqualität führen kann.6
Paare haben die besten Chancen, wenn sie während der fruchtbaren Tage (idealerweise in den ca. 2 Tagen vor dem Eisprung) ungeschützten Sex haben. Die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs in diesem Zeitraum spielt für die Chancen aber keine Rolle.
Nein. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege, dass eine bestimmte Stellung die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft verbessert. Spermien erreichen die Gebärmutter innerhalb weniger Minuten, unabhängig von der Position. Auch langes Liegenbleiben nach dem Geschlechtsverkehr bringt keinen zusätzlichen Vorteil.
Solange eine Patientin regelmäßige, etwa 4–5-wöchige Zyklen aufweist, beeinflusst auch stärkerer Stress die Fruchtbarkeit nicht. Klar ist aber trotzdem: Ein möglichst entspannter Umgang mit dem Kinderwunsch kann den Druck mindern und die Lebensqualität verbessern.
Für viele Nahrungsergänzungen gibt es bisher keine eindeutigen Belege zur Verbesserung der Schwangerschaftsraten bei gesunden Frauen. Wichtig für Frauen mit Kinderwunsch ist allerdings die tägliche Einnahme von 400-800 µg Folsäure, einem synthetisch hergestellten B-Vitamin, das auch unter den Namen Vitamin B9, Vitamin B11 oder Vitamin M bekannt ist. Dieses senkt das Risiko für Fehlbildungen beim Kind (z. B. Neuralrohrdefekte).7
Nein. Direkt nach dem Absetzen hormoneller Verhütungsmittel wie der Pille sollte wieder ein normaler Zyklus vorliegen. Alle Studien zeigen, dass sich nichts „normalisieren“ muss und Schwangerschaften genauso schnell eintreten wie bei Frauen ohne eine vorherige Verhütung. Treten nach dem Absetzen Zyklusstörungen auf, ist das Grund für eine Diagnostik. Die Art der hormonellen Verhütung und die Dauer der Anwendung hat nach Metaanalysen keinen Einfluss auf die Chancen einer Schwangerschaft.8
Paare, deren Kinderwunsch auf natürlichem Weg bislang unerfüllt blieb, sollten einen Termin in einem Kinderwunschzentrum vereinbaren, bei dem Fachärztinnen/Fachärzte aus allen relevanten Disziplinen Hand in Hand arbeiten: Ärztinnen und Ärzte für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Androloginnen und Andrologen sowie Spezialistinnen und Spezialisten für Humangenetik. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht eine zielgerichtete Diagnostik, die Auswahl der individuell am besten geeigneten Behandlungsmethode und eine umfassende Aufklärung.
Unfruchtbarkeit ist als Krankheit anerkannt. Trotzdem ist die Kostenbeteiligung für professionelle medizinische Behandlungen durch die gesetzlichen Krankenkassen an bestimmte Bedingungen geknüpft. Ausführliche Informationen stehen auf der Seite: „Kosten einer künstlichen Befruchtung“.
Nutzt die offenen amedes Info-Abende, um euch über Behandlungsoptionen bei unerfülltem Kinderwunsch zu informieren, Unsicherheiten abzulegen und Klarheit zu gewinnen, welche Wege ihr gehen könnt. Bitte beachtet, dass sich unsere Info-Abende sowohl an heterosexuelle als auch gleichgeschlechtliche Paare und Single Frauen richten. Die Expertinnen und Experten von amedes heißen euch herzlich willkommen und freuen sich auf eure Fragen.
1 amedes: „Unerfüllter Kinderwunsch. Informationen für Patientinnen und Patienten“, 1/2018, S. 8, https://www.amedes-group.com/fileadmin/user_upload/media/patientenflyer/509010_broschuere_kiwu_a5_180115.pdf (Datum des Zugriffs: 22.09.2025)
2 Dunson et al.: “Changes with age in the level and duration of infertility in the menstrual cycle”. Hum. Reprod. 2002;17:1399-1403, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11980771/, (Datum des Zugriffs: 22.09.2025)
3 Fehring RJ.: “Accuracy of the peak day of cervical mucus as a biological marker of fertility”. Contraception. 2002 Oct;66(4):231-5. doi: 10.1016/s0010-7824(02)00355-4. PMID: 12413617, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12413617/, (Datum des Zugriffs: 22.09.2025)
4 Natur + Pharmazie: „Urin-Ovulationstests für zeitgesteuerten Geschlechtsverkehr“, 1/2024, zuletzt aktualisiert 02/2024, https://www.naturpharmazie.de/nachrichten/urin-ovulationstests-f-r-zeitgesteuerten-geschlechtsverkehr/, (Datum des Zugriffs: 22.09.2025)
5 Apotheken Umschau: „Familienplanung per App: Kann das funktionieren?“, Autor: Prang, M., aktualisiert: 26.02.2020, https://www.apotheken-umschau.de/e-health/familienplanung-per-app-kann-das-funktionieren-837741.html, (Datum des Zugriffs: 22.09.2025)
6 Boxem AJ, Blaauwendraad SM, Mulders AGMGJ, et al.: „Preconception and Early-Pregnancy Body Mass Index in Women and Men, Time to Pregnancy, and Risk of Miscarriage“. JAMA Netw Open. 2024;7(9):e2436157. doi:10.1001/jamanetworkopen.2024.36157, https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2823748, (Datum des Zugriffs: 22.09.2025)
7 Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): „Schwanger werden? – Aber nicht ohne Folsäure!“, Stand: 18.01.2022, https://www.bfr.bund.de/cm/350/schwanger-werden-aber-nicht-ohne-folsaeure.pdf, (Datum des Zugriffs: 22.09.2025)
8 Girum T, Wasie A.: „Return of fertility after discontinuation of contraception: a systematic review and meta-analysis”. Contracept Reprod Med. 2018 Jul 23;3:9. doi: 10.1186/s40834-018-0064-y. Erratum in: Contracept Reprod Med. 2023 Apr 21;8(1):29. doi: 10.1186/s40834-023-00226-y. PMID: 30062044; PMCID: PMC6055351, https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6055351/, (Datum des Zugriffs: 22.09.2025)