Kinderwunsch mit Endometriose
- 12 Minuten
- 06.05.2025
Die folgenden Informationen können ein persönliches Beratungsgespräch nicht ersetzen. Individuelle Beratung bieten Gynäkolog*innen oder Kinderwunschzentren.
Die Endometriose betrifft schätzungsweise 10 % aller geschlechtsreifen Frauen in Deutschland – mit steigender Tendenz.1 Bei dieser hormonabhängigen, gutartigen Erkrankung wächst Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter, z. B. im Bauchraum, an den Eierstöcken oder am Darm. Die Erkrankung kann unter anderem zu einer eingeschränkten Fruchtbarkeit führen.
Studienergebnisse zeigen, dass 35 bis 50 % der Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch eine Endometriose aufweisen.2 Die mit der Erkrankung einhergehende Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit bedeutet allerdings nicht, dass Betroffene unfruchtbar sind. Vielmehr hängen die Chancen einer erfolgreichen Schwangerschaft vom Schweregrad der Erkrankung, aber vor allem auch dem Alter der Frau sowie weiteren Faktoren (z. B. Spermiogramm) ab, welche die Fruchtbarkeit beeinflussen. Frauen mit einer Endometriose haben überdies ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen, z. B. Eileiterschwangerschaften.3 Deshalb kann im individuellen Fall eine frühzeitige und zielgerichtete Kinderwunsch-Behandlung erforderlich sein.
Je nach Ausprägung der Erkrankung, individuellem Alter und Begleitfaktoren stehen heute verschiedene medizinische Behandlungswege zur Verfügung, um die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Schwangerschaft zu verbessern. Basis jeder Therapieentscheidung ist eine gründliche Untersuchung und Diagnostik. Sie ermöglicht eine fundierte Einschätzung des Schweregrades der Erkrankung und die Auswahl der individuell geeigneten Therapie.
Verwachsungen und Endometrioseherde im Bereich von Eileitern, Eierstöcken oder dem Bauchfell können die Entstehung einer Schwangerschaft auf natürlichem Weg beeinträchtigen. Eine operative Entfernung der Herde ist mithilfe eines minimal-invasiven Eingriffs, z. B. einer Bauchspiegelung (Laparoskopie), möglich. Für betroffene Frauen kann die Operation nicht nur unangenehme Symptome wie Schmerzen reduzieren, sondern im individuellen Fall auch die Chancen auf eine natürliche Befruchtung erhöhen.
Hormonelle Behandlungen können u. a. die Eizellreifung fördern, den Zyklus stabilisieren oder gezielt auf eine Schwangerschaft vorbereiten. Wichtig ist folgende Unterscheidung: Eine hormonelle Behandlung zur Schmerzreduktion bei Endometriose wirkt empfängnisverhütend, während eine hormonelle Fruchtbarkeitsbehandlung gezielt auf die Förderung der Empfängnisfähigkeit abzielt. Empfehlenswert ist bei unerfülltem Kinderwunsch in jedem Fall eine individuelle Beratung bei einer Fachärztin oder einem Facharzt für Gynäkologische Endokrinologie.
Wenn operative Maßnahmen und hormonelle Stimulation nicht ausreichen, um den Kinderwunsch bei einer Endometriose zu erfüllen, kommen assistierteReproduktionstechniken wie die IVF (In-vitro-Fertilisation) oder ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) infrage. Bei beiden Methoden wird die Eizelle außerhalb des weiblichen Körpers befruchtet. Diese Verfahren der sogenannten „künstlichen Befruchtung“ sind besonders bei fortgeschrittener Endometriose oder weiteren Fruchtbarkeitshemmnissen (z. B. eingeschränkte Spermienqualität) erfolgversprechend und etabliert.
Eine Endometriose kann den Eintritt und den Verlauf einer Schwangerschaft auf vielfältige Weise beeinträchtigen. Die aktuelle Forschungslage zeigt, dass anatomische Veränderungen, entzündliche und immunologische Prozesse eine Rolle spielen.
Eine häufige Ursache für die eingeschränkte Fruchtbarkeit bei Endometriose sind Verwachsungen und Verklebungen der Eileiter, die infolge chronischer Entzündungen entstehen können. Sind die Eileiter verschlossen oder in ihrer Funktion gestört, können Eizelle und Spermium nicht ungehindert zueinander finden. Dadurch bleibt die Befruchtung aus oder der Transport der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter ist gestört.
Frauen mit Endometriose, deren Kinderwunsch sich nicht auf natürlichem Wege erfüllt, finden Hilfe in den spezialisierten Kinderwunschzentren von amedes. Die interdisziplinär arbeitenden Expertinnen und Experten für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin führen eine individuelle Diagnostik durch und decken das gesamte Spektrum der Kinderwunschbehandlung bei Endometriose ab – von der Hormonbehandlung bis zu etablierten Verfahren der Reproduktionsmedizin wie IVF und ICSI. Außerdem behandeln sie auch männliche Fruchtbarkeitsstörungen.
Eine geeignete Kinderwunsch-Klinik für Frauen mit Endometriose sollte über nachweisliche Erfahrung im Umgang mit der Erkrankung verfügen. Ein weiterer Qualitätsindikator ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit, um eine individuell abgestimmte und ganzheitliche Behandlung sicherstellen. Neben fachlicher Kompetenz spielen auch Transparenz, persönliche Beratung und ein wertschätzender Umgang eine wichtige Rolle, denn am Ende zählt nicht nur das medizinische Leistungsspektrum, sondern auch das Vertrauen in das Behandlungsteam.
Frauen mit Endometriose können grundsätzlich schwanger werden – allerdings zeigen Studien, dass bei ihnen während der Schwangerschaft bestimmte Komplikationen häufiger auftreten als bei Frauen ohne Endometriose, hierzu zählen unter anderem:5
Daher ist es wichtig, dass Patientinnen mit einer Endometriose nicht nur während der Kinderwunschbehandlung, sondern über die gesamte Schwangerschaft optimal betreut werden.
Wenn Frauen unter einer Krankheit leiden, die eine natürliche Schwangerschaft verhindert, übernimmt oder beteiligt sich die Krankenkasse unter gewissen Voraussetzungen an den Kosten. Über Umfang der Kostenübernahme und mögliche Antragsverfahren erfolgt eine ausführliche Beratung und auch entsprechende Unterstützung durch die Ärztinnen und Ärzte im Kinderwunschzentrum. Mehr dazu auf der Seite: Kosten einer künstlichen Befruchtung.
Die Adenomyose tritt oft begleitend zu einer Endometriose auf. Charakteristisch sind Gewebewucherungen in der Muskelwand der Gebärmutter. Auch hier ähnelt das Gewebe der Gebärmutterschleimhaut, wobei Unterschiede zu klassischen Endometrioseherden existieren. Deshalb wird die Adenomyose mittlerweile als eigenständige Krankheit eingestuft, die auch die Fruchtbarkeit reduzieren kann.
Eine Endometriose kann individuell ganz verschiedene Symptome auslösen. Typisch sind zum Beispiel starke Schmerzen vor und während der Menstruation, häufige Zwischenblutungen, zyklusunabhängige Schmerzen im Unterbauch und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Kommt es trotz ungeschützten Geschlechtsverkehrs zu keiner Schwangerschaft, kann dies ebenfalls auf eine Endometriose hindeuten. Da es für all diese Beschwerden auch andere Ursachen geben kann, sollte immer eine ärztliche Abklärung erfolgen.
Ob eine operative Entfernung der Endometriose die Chance auf eine (natürliche) Schwangerschaft erhöht, muss immer individuell beurteilt werden. In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, dass eine Operation nie gänzlich risikofrei ist. Zudem können Endometrioseherde nachwachsen bzw. sich neu ausbilden. Daher sollten Eingriffe und weitere Behandlungsmöglichkeiten immer individuell mit einer/m erfahrenen Ärztin/Arzt besprochen werden.
Nutzt die offenen amedes Info-Abende, um euch über Behandlungsoptionen bei unerfülltem Kinderwunsch zu informieren, Unsicherheiten abzulegen und Klarheit zu gewinnen, welche Wege ihr gehen könnt. Bitte beachtet, dass sich unsere Info-Abende sowohl an heterosexuelle als auch gleichgeschlechtliche Paare und alleinstehende Frauen richten. Die Expertinnen und Experten von amedes heißen euch herzlich willkommen und freuen sich auf eure Fragen.
1 ärzteblatt.de "Diagnose Endometriose wird häufiger", 1. Februar 2024, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/149018/Diagnose-Endometriose-wird-haeufiger (Datum des Zugriffs: 24.03.2025)
2 Sachs, Maike et al. "Fertilität bei Endometriose", In: Gynäkologische Endokrinologie, Ausgabe 3/2023, Springer Medizin, doi.org/10.1007/s10304-023-00519-0, https://www.springermedizin.de/endometriose/fertilitaet-und-kinderwunsch/fertilitaet-bei-endometriose/25853954 (Datum des Zugriffs: 24.03.2025)
3 Schmidt, J.: „Schwangerschaft bei Endometriose birgt Risiken“. In: gynäkologie + geburtshilfe 27, 14 (2022). doi.org/10.1007/s15013-022-4346-8, https://link.springer.com/article/10.1007/s15013-022-4346-8 (Datum des Zugriffs: 24.03.2025)
4 Habibatullah, A. I., Budihastuti, U. R., & Widyaningsih, V.: “Meta-Analysis: Effect of Endometriosis and Intrauterine Device Contraceptive on Ectopic Pregnancy”. In: Journal of Maternal and Child Health, 2022, 7(4), 387–397. https://doi.org/10.26911/thejmch.2022.07.04.03, https://thejmch.com/index.php/thejmch/article/view/797 (Datum des Zugriffs: 15.04.2025)
5 Vendittelli, Françoise et al. "Endometriosis and risk of adverse pregnancy outcomes: a retrospective multicenter cohort study", In: Fertility and Sterility, Volume 123, Issue 1, January 2025, Pages 137-147, https://doi.org/10.1016/j.fertnstert.2024.07.037, https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S001502822400633 (Datum des Zugriffs: 24.03.2025)