Assistierte Reproduktion und Risiko eines Endometriumkarzinoms
Eine kürzlich publizierte Studie untersuchte das langfristige Risiko eines Endometriumkarzinoms (Gebärmutterschleimhaut-Krebs) bei Frauen nach einer assistierten Reproduktion (ART) (Spaan et al. Long-term risk of endometrial cancer after assisted reproductive technology. Hum. Reprod. 2025; 40: 739-749).
Die Untersuchung basierte auf einer niederländischen Kohortenstudie und umfasste 30.625 Frauen, die zwischen 1983 und 2001 eine ART (ART = IVF, ICSI) erhielten sowie eine Vergleichsgruppe von 9988 subfertilen Frauen ohne ART (keine ART = z.B. Tubenchirurgie, Clomifen-Stimulation, Insemination). Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 24 Jahre. Im Verlauf der Studie wurden 137 Fälle eines Endometriumkarzinoms registriert.
Es zeigte sich nach ART kein signifikant erhöhtes Risiko für ein Endometriumkarzinom im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung (Inzidenz-Ratio 1,19; 95% CI = 0,97-1,44). Auch im direkten Vergleich zur subfertilen Kontrollgruppe ohne ART fand sich kein statisch signifikanter Unterschied (adjustierte Hazard-Ratio 1,11; 95% CI = 0,74-1,67). Weder die Anzahl durchgeführter ART-Zyklen noch die spezifischen Ursachen der Infertilität (z.B. andrologischer Faktor, tubarer Faktor oder ungeklärte Ursache) beeinflussten das Erkrankungsrisiko signifikant.
Unabhängig von einer ART war das Risiko für ein Endometriumkarzinom bei einer Adipositas und bei einer Endometriose erhöht. Ein reduziertes Risiko wurde hingegen bei Frauen beobachtet, die bereits geboren hatten sowie bei Frauen nach der Einnahme oraler Kontrazeptiva.
Obwohl die Ergebnisse beruhigend sind, lag das mediane Alter der Frauen am Ende des Follow up erst bei 56 Jahren. Die AutorInnen weisen auf die Notwendigkeit weiterer Langzeitstudien hin, da für definitive Schlussfolgerungen eine wenigstens 10-15 Jahre längere Nachbeobachtungszeit notwendig ist.
Die Untersuchung zeigt, dass Frauen nach einer ART nach heutigem Kenntnisstand kein erhöhtes Risiko für ein Endometriumkarzinom aufweisen.
Prof. Dr. med. Christoph Dorn