Neues aus der Wissenschaft

Einfluss des Gewichtes von Frauen und Männern auf die Fekundität und die Abortrate

 

Lange bekannt ist, dass eine Adipositas bei Frauen mit einer reduzierten Fruchtbarkeit und einem erhöhten Risiko für Fehlgeburten und weiteren Komplikationen während der Schwangerschaft verbunden ist. Es ist jedoch unklar, ob diese Zusammenhänge auch bei Männern bestehen und ob sie über den gesamten BMI (Body-Mass-Index)-Bereich hinweg gelten.

 

Eine Studie untersuchte bei Frauen und Männern den Zusammenhang zwischen dem BMI vor der Empfängnis und in der frühen Schwangerschaft mit der Zeit bis zur Schwangerschaft (time to pregnancy – TTP) sowie dem Risiko einer Fehlgeburt (Boxem et al. Preconception and early-pregnancy body mass index in women and men, time to pregnancy, and risk of miscarriage. JAMA Netw. Open 2024;7:e2436157). In der bevölkerungsbasierten prospektiven Kohorten-Studie wurden 3604 Frauen sowie ihre Partner ab der Zeit vor der Empfängnis bis zur Geburt beobachtet und die Fekundität (definiert als Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft innerhalb eines Monats), die Subfertilität (definiert als TTP oder Dauer des aktiven Kinderwunsches > 12 Monate oder Nutzung einer assistierten Reproduktion) sowie die Aborte (vor der 22. Schwangerschaftswoche) beurteilt.

 

Die Ergebnisse zeigten, dass ein höherer BMI bei Frauen und Männern mit einer geringen Wahrscheinlichkeit verbunden war, innerhalb eines Monats schwanger zu werden. Mit jeder Einheit des ansteigenden BMI sank die Fekunditätsratio (FR) – Frauen: 0,98; 95% CI 0,97-0,99, Männer: 0,99; 95% CI 0,98-1,00.

Frauen mit Übergewicht (FR 0,88; 95% CI 0,80-0,98) und Adipositas (FR 0,72; 95% CI 0,63-0,82) wiesen eine signifikant reduzierte Fekunditätsrate auf als Frauen mit Normalgewicht.

Verglichen mit normalgewichtigen Frauen waren sowohl das Untergewicht (Odds ratio [OR] 1,88; 95% CI 1,22-2,88) als auch das Übergewicht (OR 1,35; 95% CI 1,11-1,63) und die Adipositas (OR 1,67; 95% CI 1,30-2,13) mit einem erhöhten Subfertilitätsrisiko assoziiert. Dieser Zusammenhang zwischen Adipositas und Subfertilität galt auch bei den Männern (OR 1,69; 95% CI 1,24-2,31).

Im Vergleich zu normalgewichtigen Frauen zeigte sich beim Übergewicht (OR 1,49; 95% CI 1,12-1,98) und bei der Adipositas (OR 1,44; 95% CI 1,00-2,08) eine Assoziation mit einem erhöhten Abortrisiko (OR 1,44; 95% CI 1,00-2,08).

 

Aus den Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass ein BMI außerhalb des Normbereiches bei Frauen und Männern mit einer niedrigeren Fekundität, der höheren Wahrscheinlichkeit einer Subfertilität und einem erhöhten Abortrisiko verbunden ist. Die präkonzeptionelle Optimierung des BMI beider Partner könnte daher ein Weg zur positiven Beeinflussung der Fruchtbarkeit und des Schwangerschaftsverlaufes sein. In diesem Zusammenhang verweisen wir auch auf unseren Flyer „Adipositas und Kinderwunsch“.

 

Prof. Dr. med. Christoph Dorn